Kennen Sie den? Kommt ein Mann ins Restaurant und sagt: „Ich hätte gerne mexikanische Tacos, einmal Boeuf Bourguignon und ein Lachs-Sashimi.“ Sagt die Bedienung: „Klar, kein Problem, nehmen Sie Platz! Flasche Wasser schon mal?“ Die Pointe? Im Restaurant Möstel geht das. Die Abendkarte listet wöchentlich wechselnde Leckereien aus aller Welt. Zum Teilen, zum selbst wählen und als Sharing-Menü ab zwei Personen mit zehn bis zwölf kleinen Gängen (41 Euro p. P.) erklärt die superflotte Servicekraft zur eher süßen hausgemachten Berry-Mint Limonade (5,50 Euro) und einem dafür auffallend guten, herben Apéro Namens Italicus (10 Euro) auf Basis des gleichnamigen Likörs aus kalabrischen Bergamotten und sizilianischen Zitronen. Wir sind skeptisch, Erinnerungen an die Pizza-Curry-Burger-Schnitzel-Buden meiner bewegten Jugendjahre werden wach. Sicherheitshalber bestellen wir à la carte. Gemütlich ist das hier im original dänischen Holzhäuschen aus den 1970er-Jahren, gemütlich eingerichtet im Boho-Style, mit bunten Kissen, geflochtenen Lampen und großen Rundspiegeln. Das Lachs-Sashimi in zitroniger Ponzu-Sauce ist, auch der Lachs selbst, tadellos und von bester Qualität (18 Euro). Die Miniatur-Tacos mit sin carne-Füllung auf Tofu-Chipotle Basis erinnern an Mexiko (16 Euro). Und ich sollte es auch besser wissen: gute und interessierte Köchinnen und Köche können das – sich einmal um die Welt kochen. Wie authentisch das sein kann, mag auch vor dem Hintergrund der Aneignungs-Debatte jeder Gast für sich entscheiden. Ich jedenfalls möchte nicht in einem Land essen gehen, in dem deutschstämmige Köchinnen und Köche nur die eigene Heimatküche anrühren dürfen. Und so ist das, was der talentierte und weit gereiste Oberpfälzer Koch Christoph Möstel auftischt, immer auch als seine Interpretation der Länderküchen-Klassiker einzuordnen. Das klappt wie im Falle der Gambas al ajillo (25 Euro) in knackiger Perfektion. Das Tataki vom Rind (16 Euro) entpuppt sich allerdings als Pastrami-Aufschnitt und dem Boeuf Bourguignon (28 Euro) fehlte es an seinen klassischen Zutaten wie Champignons, Speck und Perlzwiebeln – dafür ist das butterzarte Fleisch in der dunkelwürzigen Soße ein Vergnügen: Süß-säuerlich abgeschmeckt, erinnert das ganze Geschmacksprofil an perfekten Sauerbraten. Zum Ragout werden cremig gebundener Rotkohl und Pellkartoffeln in Schälchen serviert. Die Weinkarte ist klein, aber gut durchdacht, mit Grünem Veltliner aus Österreich und portugiesischem Passa Douro Tinto (0,15 l je 8 Euro) kommen wir gut durch den netten Abend und mit der Rechnung dann auch wieder in Hamburg an.
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