Rund 70.000 Menschen aus der Digital- und Marketing-Branche zieht es am 6. und 7. Mai in die Hamburger Messehallen. Das Online Marketing Festival (OMR) ist wieder am Start. Auf fünf Bühnen teilen rund 800 Speakerinnen und Speaker ihre Expertise, diskutieren über aktuelle Themen, Schwierigkeiten und Chancen der Branche. Wie in den vergangenen Jahren schmückt sich die Fachmesse auch diesmal wieder mit Prominenz. Stargäste sind dieses Jahr unter anderem die Schauspieler Ryan Reynolds und Elyas M’Barek, der ehemalige Basketball-Profi Dirk Nowitzki und Nicholas Turley von Open AI (Head of Product ChatGPT). Angefangen 2011 mit rund 150 Gästen gehört ein Besuch der Fachmesse mittlerweile zum guten Ton in der Branche.
Der Altersdurchschnitt ist niedrig, die Influencer-Rate hoch. Hippe Sneaker, trendige Jacken und auch teils gewagte Outfits gibt es zu bestaunen – eines vermeintlich cooler als das andere. Die Menschen tummeln sich vor den Getränke- und Essensständen – so schön kann Arbeit sein. So bunt wie das Publikum ist auch die Inszenierung der Messe. Große Leinwände lassen die Speakerinnen und Speaker auch in den hintersten Reihen ganz nah wirken. Neben den Gesichtern der Menschen huschen auf den Bühnen-Bildschirmen animierte Dinos durchs Weltall, schweben Katzen in Ufos und heben Raketen mit ausgestreckter Zunge ab. Auf das Wesentliche kann man sich erstaunlicherweise dennoch konzentrieren. Wenn auch ein Großteil des Publikums mit geringer Aufmerksamkeitsspanne ausgestattet zu sein scheint und in privaten Gesprächen vertieft ist – vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang zu den Getränkeständen.
Nicht jeder Talk ist gewinnbringend, was auch den kurzen Zeitslots zuzuschreiben ist. Das Programm läuft auf den unterschiedlichen Bühnen parallel. Einen Termin haben sich wohl viele in ihrem Kalender notiert: den Auftritt von Schauspieler Ryan Reynolds. Eine dichte Menschenmenge drückt sich in die „Conference Stage“ bis zum Einlassstopp. Zeitgleich lief ein 30-minütiger Vortrag auf der „Blue Stage“ über die Verantwortung der Medien zum Erhalt der Demokratie. Der war entsprechend dünner besucht. Was sagt das über die heutige Zeit aus? Das heiße Thema der Branche ist ohnehin die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Hierzu sprach u.a. der aus Itzehoe stammende Nicholas Turley, Head of Product für ChatGPT bei OpenAI.



Food-Stage auf der OMR 2025
Weitere Talks gab es auf der „Yellow Stage“ und der „Red Stage“. Zum Abend verwandelt sich die „Blue Stage“ sogar in die „Food-Stage“. Hier finden sich am zweiten Messetag einige namhafte Hamburger Gastronomen ein, unter anderem Vena Steinkönig und Valentin Broer vom Jing Jing, das vor wenigen Tagen als „Restaurant des Jahres“ mit dem Genuss Michel ausgezeichnet wurde. Die beiden Restaurantbetreiber sprachen mit Moderator Sebastian E. Merget (Fiete Gastro) über den Umbau ihres Restaurants. Auch die Gastronomen Fabio Haebel (XO Seafoodbar, Haebel), Julia Bode (Witwenball), Thao Nguyen und Chinh Keyser (Cyn Cyn) sprechen auf der Bühne und spielen mit dem Publikum um Restaurantgutscheine von Bon Bon.
Einige Besucher lauschen dem launigen Programm und verspeisen währenddessen das teils kostspielige Essen aus den Festival-Foodtrucks. In einem der Trucks gibt es die aus dem Supermarkt bekannte XXL-Tiefkühlpizza „Gustavo Gusto“, warm zubereitet für satte zehn Euro. Für pflanzliche Köttbullar mit doch recht durchschnittlichem Kartoffelbrei müssen gar 16 Euro hingeblättert werden.
Zu Gast auf der Bühne sind auch SZENE-HAMBURG-Verlegerin Tanya Kumst und Gastroflüsterer Kemal Üres. Sie befassen sich mit der Steuersenkung in der Gastronomie auf sieben Prozent, die voraussichtlich zum 1. Januar 2026 in Kraft treten wird, sprechen über gestiegene Preise und darüber, dass voraussichtlich nur wenige Gastronomen die Steuererleichterung an die Gäste weitergeben können.
Neben der Steuersenkung ist ein allgegenwärtiges Thema die Sichtbarkeit von Frauen in der Gastronomie. Stern-Redakteurin Denise Wachter gründete dafür das Netzwerk „Chef:in“, in dem sich Spitzenköchinnen austauschen und vernetzen können. „Von 340 Sterneköchen sind 14 Frauen – das sind vier Prozent. Da ist noch ganz viel Luft nach oben“, sagt sie auf der Bühne. Botschafterin von Chef:in ist die aus dem Fernsehen bekannte Köchin Cornelia Poletto.
Die Runde aus Wachter, den Salt & Silver-Inhabern Thomas Kosikowski und Johannes Riffelmacher und den Gastronominnen Clara Hunger (Küchenchefin/Inhaberin nullkommaeins) und Alina Meissner-Bebrout (Küchenchefin/Inhaberin bi:braud) ist sich einig: Frauen sind wichtig für die Gastronomie. Während auf der Food-Stage noch bis 22 Uhr gesprochen wird, feiern einige Festival-Besucher auf der „Red Stage“ zu Beats von den „Drunken Masters“ und Hits aus den 90ern, DJ ist kein geringerer als Oli.P. Je später der Abend, desto leerer die Halle und das Gelände. Viele rollen mit ihrem Koffer zum Bahnhof, um den letzten Zug zu erwischen oder spazieren nach Hause. Oder, um es in der Sprache einer Besuchergruppe zu formulieren: „Wir closen jetzt die Runde“.