American Bagel Company
Diese Backwaren sind super koscher
Die belegten Bagel von Mother’s Fine Coffee, der New York Bagel Bar und Carlos Coffee haben viele Hamburger schon gekostet. Doch was kaum jemand weiß: Die Herstellung der verschiedenen Sorten übernimmt die 2002 gegründete American Bagel Company in Stellingen, die ihre runden Backwaren an Cafés und Bäckereien im In- und Ausland verkauft. Bereits seit vielen Jahren sind die Bagel als koscher zertifiziert. Das bedeutet: Die Rezeptur, die einzelnen Zutaten und der Produktionsprozess wurden eingehend geprüft, ob sie mit den jüdischen Speisegesetzen kompatibel sind. Die fertigen Bagel selbst sind „parve“, also neutral und können sowohl mit fleischigen als auch mit milchigen Speisen gegessen werden. Das ausgestellte Zertifikat hält ein Jahr, danach muss es erneuert werden.
Etwa alle zwei Wochen ist außerdem der Hamburger Landesrabbiner Shlomo Bistritzky zu Besuch in der Backstube. Bei diesen Visiten schaltet er den Ofen an. Es ist dieser symbolische Akt, durch den die an diesem Tag produzierten Backwaren den höchsten Kaschrut-Standard erhalten: „Pat Israel“. Das bedeutet so viel wie „super koscher“, weil sie von einem gläubigen Juden gebacken wurden. Diese Backwaren gehen an den Kosher Market in Hamburg, aber auch an jüdische Einrichtungen in Ungarn und Estland. Alle Verpackungen werden von einem Zertifikat begleitet, das fein säuberlich mit Siegel, Rabbi-Unterschrift und Datum versehen ist.
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Brandgut
Koscher zertifizierte Aufstriche
Gebrannte Mandeln, Cashews mit Meersalz und Pistazien – die kleine Hamburger Manufaktur Brandgut stellt außergewöhnliche süße (Brot-)Aufstriche her. Und: Alle sechs Sorten wurden im Jahr 2021 auch koscher zertifiziert. Dafür stattete Landesrabbiner Shlomo Bistritzky der Manufaktur einen Besuch ab, um sich die Zutaten und ihre Verarbeitung sowie die Produktionsräume anzusehen. Der Kontakt zum Rabbi kam über das befreundete Unternehmen Luicella’s Ice Cream zustande. Als sich die Eisfirma koscher zertifizieren ließ, musste sie alle Zutaten offenlegen, damit diese auf Konformität mit den jüdischen Speisegesetzen geprüft werden konnten – unter anderem die Aufstriche von Brandgut. Das brachte die beiden Inhabenden Meike Grosch und Daniel Thaung auf die Idee, auch ihre Manufaktur zertifizieren zu lassen. Aktuell sind sie dabei, das Zertifikat von 2021 erneuern zu lassen, da dieses ab Ausstellungsdatum nur ein Jahr lang gültig ist.

Gin Sul
Spirituosen mit Koscher-Label
Wer sich die charakteristischen Gin Sul-Tonflaschen genauer anschaut, entdeckt auf der Rückseite unten links in der Ecke das Zertifikat: „Kosher Rabbiner Shlomo Bistritzky Hamburg“ als Siebdruck unter hebräischer Schrift. Bereits im Jahr 2015 stellte die kleine Hamburger Manufaktur die Produktion ihres Gins auf koscher um. Gin Sul wollte damit nach dem Gaza-Konflikt 2014 und daraus resultierenden antisemitischen Protesten durchaus ein politisches Zeichen setzen und zeigen: Jüdisches Leben ist in Deutschland im Alltag verwurzelt. Um den Produktionsablauf vollständig nachvollziehen zu können, mussten die Gin Sul-Macher Bistritzky die gesamte Zutatenliste der Spirituose verraten – eigentlich ein streng gehütetes Geheimnis. Außerdem wurde auf einen koscheren Alkohollieferanten gewechselt, um alle Auflagen zu erfüllen. Mittlerweile hat sich Gin Sul vergrößert und betreibt eine zweite Destillieranlage am selben Standort, das Verfahren ist jedoch gleich und damit auch koscher geblieben.

Hamburger Gewürz-Mühle
Geprüfte Gewürze und Gewürzmischungen
Dampf-Keimreduzierung und diverse Reinigungsanlagen – sämtliche Herstellungsprozesse bei der Hamburger Gewürz-Mühle Hermann Schulz GmbH unterliegen einem strengen Qualitäts-Management-System. Dazu setzt das Unternehmen bei seinen Gewürzen auf Zertifizierungen wie „Naturland“, das staatliche Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung und auch: koscher. Das Zertifikat für Letzteres hat Dov-Levy Barsilay, der Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, für die Gewürze ausgestellt, die im gesamten Ernte-, Veredelungs- und Produktionsprozess nicht mit nicht koscheren Substanzen und Geräten in Kontakt kommen. Bei der Hamburger Gewürz-Mühle sind sowohl Gewürze als auch Mischungen, die an die Partner in der Lebensmittelindustrie gehen, als neutral und koscher zertifiziert. Für das Pessachfest, in dessen Zeitraum laut Kaschrut unter anderem kein gesäuertes Brot und keine mit Treibmitteln wie Hefe behandelten Lebensmittel zu sich genommen werden dürfen, gelten noch einmal strengere Kontrollen. Das Zertifikat für die Gewürzmischungen und -zubereitungen ist deshalb nicht über die Pessach-Tage gültig.

Luicella’s Ice Cream
Viele koschere Eissorten
Das kleine Eisdielen-Imperium von Luicella’s Ice Cream umfasst mittlerweile neun Filialen in Hamburg und eine in Lübeck. Im Frühjahr 2019 eröffnete Geschäftsführer Markus Deibler den Standort Grindelhof, also genau dort, wo früher das jüdische Leben pulsierte. Kurz darauf kam Landesrabbiner Shlomo Bistritzky auf Luicella’s zu und fragte, ob die Eismanufaktur Interesse an einer Koscher-Zertifizierung hätte. Seit 2020 besichtigt der Rabbiner einmal im Jahr die Produktionsräume und das Rohstofflager in der Osterstraße und stellt ein Zertifikat aus. Dieses gilt in allen Hamburger Filialen für fast alle veganen beziehungsweise „parve“ Sorten, zum Beispiel Avocado-Limette-Blaubeersoße, Gebrannte Mandel-Ahornsirup, Mangosorbet und Zitrone-Basilikum. Das aktuell gültige Zertifikat listet ganze 27 Sorten auf, die zwar nicht immer alle auf einmal verfügbar sind, bei Luicella’s aber gut die Hälfte des Sortiments ausmachen. Die Milchsorten sind nicht koscher, da hierfür auch der gesamte Herstellungsprozess der Milch beaufsichtigt und nachverfolgt werden müsste. Auch gilt das Zertifikat nur für die Eisdielen, die in Supermärkten erhältlichen Packungen tragen kein Siegel.
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