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Essen gehen! – mit Stevan Paul

Weinbar auf türkisch

Meyhane nennen sich die traditionellen Trinkbars mit kleinem Speise-Angebot in der Türkei und dem Balkan. Im Karoviertel gib es das jetzt als junges, modernes Konzept bei A Wolf will never be a pet

Bei A Wolf will never be a pet darf geteilt werden / ©Marie Oetgen
Bei A Wolf will never be a pet darf geteilt werden / ©Marie Oetgen

Mehrfach fiel der einprägsame Name der Meze-Weinbar in Tim Mälzers Podcast „Fiete Gastro“, gewohnt wortreich empfahl der Chef dort das neue Konzept seines ehemaligen Bullerei-Souschefs Latif Dereli. Und wer Tim kennt, weiß, der lobt nicht aus alter Verbundenheit, sondern aus Überzeugung. Wir also hin. Jetzt ist es so, das Konzept einer lässigen Naturweinbar mit türkischen Köstlichkeiten im Tapas-Style, war vom Start weg so erfolgreich, dass es bereits direkt nach der Eröffnung im Januar schon kaum möglich war, noch ein Plätzchen in der eher kuscheligen Bar im Karoviertel zu finden. Volles Haus, all night long, davon zeugten auch erste Bilder in den sozialen Medien. Meinem altersweisen Motto „Früh hin, früh weg“ folgend, bestellte ich drum die Freunde an einem frühsommerlichen Samstagabend direkt um 18 Uhr an die Bar. Perlender Auftakt mit einem Pet Nat Orange vom badischen Weingut Scherer&Zimmer (Glas 9 Euro), dazu köstliche Tellerchen zum Teilen: saftig frittierte Artischocken mit Schafskäse (13 Euro), scharfe Muscheln in der Dose mit Mandeln serviert (9 Euro), cremiger Hummus (8 Euro) und Sardellen mit aufgeschlagener Butter zum guten Brot (8 Euro) begeisterten uns. Wir waren dann so schlau, uns zur kühlen Flasche Weißburgunder (52 Euro) der talentierten Winzerin Judith Beck aus dem Burgenland an die Signature-Dish-Empfehlungen von Latif Dereli zu halten: geflämmter frischer Thunfisch mit Olivenöl und geriebenem Käse (17 Euro), zartes Hähnchenfleisch im „Vitello tonnato“-Style mit Walnusssauce und gebrannter Butter (12 Euro), grandios. Wie gut Derelis modern interpretierte türkische Küche zu den herb-wilden Naturweinen passen! Grandios. Der Chef stand derweil vor der Tür in der Abendsonne und grillte auf einem Konro-Grill über japanischer Binchotan-Kohle konzentriert das Tagesspecial: saftig rauchige, lockere Köfte (18 Euro) mit gepickelten Sumach-Zwiebeln, à la minute zum Bartresen gebracht. Dazu eine Flasche MT5, ein Müller-Thurgau (52 Euro) des jungen Mosel-Winzers Jan-Philipp Bleeke. Das herzliche Team war dazu von zugewandter Freundlichkeit, aufmerksam und auf Zack, einfach klasse. Für mich schon jetzt eine der spannendsten Neueröffnungen des noch jungen Jahres und ein echter Gewinn. Angelockt vom verführerischen Köfte-Duft strömten die Leute herbei, die Bar füllte sich, derweil wir uns fröhlich auf den Weg in die Samstagnacht machten.

Zu unserem Test

Adresse

A wolf will never be a pet
Karolinenstraße 18
St. Pauli
20357 Hamburg

Öffnungszeiten

Mo:
geschlossen
Di:
18 - 23 Uhr
Mi:
18 - 23 Uhr
Do:
18 - 23 Uhr
Fr:
18 - 1 Uhr
Sa:
18 - 1 Uhr
So:
geschlossen

Portrait von Stevan Paul

Ein kulinarischer Tausendsassa: Stevan Paul ist nicht nur gelernter Koch, sondern auch Kochbuchautor, Rezeptentwickler, Foodjournalist und seit Jahren Restaurant-Tester für die SZENE HAMBURG. Der Autor zahlreicher Kochbuch-Bestseller führt mit NutriCulinary eines der meistgelesenen kulinarischen Online-Magazine im deutschsprachigen Raum.