Seit ihrem Auftritt Ende Mai in Tim Mälzers „Kitchen Impossible“ auf Vox dürfte Köchin Clara Hunger auch deutschlandweit bekannt sein – und die Plätze in der nullkommaeins.bar auf St. Pauli noch knapper werden. Gemeinsam mit Kochkollege Jan Johannsen und Sommelier Lino Wizani eröffnete das Trio im April die eigene Weinbar als temporäres Pop-up in der Rendsburger Straße. Schon bei meinem ersten Besuch begeisterte mich die kreative Küche dort: anders, überraschend, immer mit Wumms und Schmackes! Zeitgemäß sowieso – auch das Konzept, mit großartigen Kleinigkeiten zum ausgesuchten Wein. Highlights waren da die zart-sauren „deutschen“ Soup Dumplings (St. 8 Euro), unfassbar gute Weinbergschnecken mit geschmolzener ’Nduja-Wurst und luftiger Schaumsauce (12 Euro) und der „Dirty Donut“ aus Schweinebauch und Garnelenfleisch mit pikanter Limetten-Thai-Fishsauce (St. 16 Euro). Sommelier Lino Wizani zauberte dazu ein paar rare Flaschen auf den Tisch, etwa der Beucze Birtoh Natural Furmint-Riesling vom Balaton (50 Euro) oder den Hanatomoe Junmai Sake (65 Euro) – genial zum cremig gereiften Vintage Cheddar (8 Euro) mit dunkelwürzig gebackener Focaccia und Bärlauchöl (8 Euro)! Das Essen ist eigen, verspielt, dabei kraftvoll in den Aromen – ein Statement. So viel pointiertes Talent ist schon auffällig – und kommt nicht von ungefähr: Clara Hunger absolvierte von 2016 bis 2019 ihre Kochlehre in Mälzers Bullerei, anschließend arbeitete sie beim Pionier des vegetarischen Fine Dinings, bei Paul Ivić in dessen Sternerestaurant Tian in Wien. Ihren heutigen Kollegen und Geschäftsfreunden begegnete sie im Tulus Lotrek, bei Chef Max Strohe in Berlin. Dessen französische Süffigkeit findet sich in Hungers und Johannsens Kompositionen ebenso, wie Tim Mälzers Selbstverständnis einer emotionalen Küche – dazu die Feinheiten eines Paul Ivić, etwa beim Kopfsalat mit Zitronendressing auf schlotziger Fenchelcreme (11 Euro). Zum Niederknien auch der weiße Spargel in Holunder-Vinaigrette mit Sauerampfer, lauwarm serviert. Oder luftig-knusprige Croquettas mit knackig-kühlem Keta-Kaviar (St. 8 Euro). Die Küche der nullkommaeins.bar zeichnet eine ganz eigene Küchenstilistik aus, die es so in Hamburg nur dort gibt. Das Interior ist von lässiger Gemütlichkeit, draußen gibt es eine kleine Sommerterrasse. Auch dort dürfte Lino Wizanis liebevoll kuratierte Weinkarte – abseits der ewig gleichen Namen und mit vielen Natural Weinen und prickelndem Pet Nat – geschmacklich neue Türen öffnen! Was für eine Entdeckung. Leider nur noch bis September als Pop-up – und dann hoffentlich mit fester Adresse!
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Kolumnen
Essen gehen! – mit Stevan Paul
Glatte Eins
So viel Talent ist selten – und spricht sich rum: Die neue kulinarische Weinbar nullkommaeins auf St. Pauli war nur kurz ein Geheimtipp. Und jetzt läuft die Zeit …

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