Vena, wie ist die Idee zum Jing Jing entstanden und wie kam es damals zu eurer Zusammenarbeit?
Vena Steinkönig: Valle (Valentin Broer) und ich kennen uns schon fast 25 Jahre. Wir haben uns über die Musik gefunden, sein Bruder hat gerappt und ich habe Konzerte veranstaltet. Seit dem verbindet uns eine Freundschaft und ein beruflicher Werdegang. Wir sind beide große Thailand-Fans, vor allem von der dortigen Food-Szene. Seit Jahrzehnten reisen wir regelmäßig hin. Wir hatten Sehnsucht nach thailändischem Essen und hatten die Vision, es nach Hamburg zu bringen.
Wie seid ihr auf diese alte Weinlagerhalle in Eimsbüttel gestoßen und was hat euch an der ungewöhnlichen Location gereizt?
Anfang Januar 2019 habe ich die Fläche auf einer Immobilien-Plattform entdeckt. Die ist nur 500 Meter von Momo Ramen, unserem anderen Restaurant in Hamburg, entfernt. Das passte super! Uns hat es vor allem gereizt, dass es so versteckt ist und wir die Location nach unseren Vorlieben gestalten konnten, wie wir wollten. Vorher waren das hier reine Büroflächen und wir haben komplett umgebaut – da was rausgerissen, da was eingebaut und so das Jing Jing zu dem gemacht, was es ist. Bei einem Neubau, wo man nicht viel verändern darf, wäre das so in dieser Form nicht möglich gewesen.
Wie habt ihr euch beide bei der Konzeption des Restaurants ergänzt und was hat euch inspiriert?
Was wir servieren wollen, war klar. Da hatten wir eine klare Vision. Aber das hier umzusetzen, kam nach und nach. Wir haben uns von Bangkok inspirieren lassen. Vor Ort haben wir uns Läden angeguckt, die wir sehr gut finden, vor allem die jungen Thais mit ihren modernen Gastronomie-Konzepten. Da haben wir genau geguckt: Was passt, was ist cool, was brauchen wir? Wir ergänzen uns sehr gut auf kreativer Ebene, indem wir uns Impulse zu spielen, diskutieren und dann einen gemeinsamen Nenner finden.
Hier in Hamburg haben wir uns auch Experten zur Hilfe geholt. Der Pariser Street-Art-Künstler Shein, der für uns bereits das „Momo“ bei Momo Ramen an die Wand gemalt hat, hat hier die Wände mit Graffiti bemalt. Das musste er zwischen Baustelle und Baustaub machen, hat aber ganz gut funktioniert (lacht).
Ihr habt Original-Stücke aus Thailand mit einem Container nach Hamburg transportieren lassen. Wie lief das ab?
Das war eine aufwendige und längere Geschichte. In Bangkok haben wir das gesamte Interior besorgt – Stühle, Tischplatten, Barhocker, Dekoration– sogar die Eingangstür. Wir waren damals bei Herstellern und Händlern und haben dort die ganzen Bestellungen gemacht. Dann wurde alles produziert, verpackt und in einem 40-Fuß-Container auf die Reise geschickt. Im September waren wir drüben und erst im April des folgenden Jahres kam der Container im Hamburger Hafen an und wurde per Lkw zum Jing Jing gefahren.

Gibt es ein Detail im Raum, auf das du besonders stolz bist oder hast du ein Lieblingsstück in der Einrichtung?
Die Eingangstür finde ich sehr beeindruckend, das ist mein Lieblingsstück hier. Die ist über 150 Jahre alt und hat eine traditionelle Patina.
Wenn du heute auf die Anfänge zurückblickst, was war die größte Herausforderung beim Entstehungsprozess des Restaurants?
Mit den ganzen behördlichen Auflagen ist das ein anstrengender Prozess. Bis wir die ganzen Genehmigungen hatten, dauerte es ewig. Und parallel mussten wir Personal anstellen. Das war sehr zermürbend.
Gibt es besonders schöne Momente während der Entstehungszeit, an die du dich erinnerst?
Wir hatten sehr viele interne Baustellenfeiern, sozusagen kleine Bergfeste hier im Laden. Da haben wir Bekannten unseren Baufortschritt gezeigt. Es ist schön, jetzt gemeinsam auf das Vor- und Nachher blicken zu können.
Was macht den Spirit dieser Location aus?
Das Jing Jing ist ein richtiger Wohlfühlladen. Ich fühle mich sehr wohl hier, egal ob an der Bar oder am Tisch, wenn ich hier mal mit Freunden sitze. Ich mag vor allem diesen Charme und die Individualität hier. Wenn man draußen steht, erwartet man nicht, was einen im Inneren erwartet. Und dieser Aha-Effekt, wenn man durch die Tür tritt, macht das Jing Jing aus. Schade ist nur, dass ich in meiner Position als Chef nicht wirklich entspannt hier essen kann. Dafür gehe ich lieber in ein anderes Restaurant, wo ich abschalten kann.
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