Tigre

Das Tigre in Ottensen ist – genau wie sein Stadtteil – wohl eines der buntesten, diversesten und unerwartesten Restaurants in ganz Hamburg. Schon bei Betreten dieser südamerikanischen Hallen wird klar, dass der Kurztrip nach Lateinamerika zwar eben erst begonnen, sich aber bereits jetzt schon gelohnt hat: Die Farben sind grell, die Farben sind neon, die Farben sind aufdringlich – hier fluoresziert einfach alles und das ist auch sehr gut so! Und dann das Klo, disculpar: das stille Örtchen! Das ist so unerwartet und so fantasievoll, dass es einem schon fast unangenehm werden könnte, denn der Gang zur Toilette wird dauern, man vergisst einfach die Zeit. Und das führt zwangsläufig dazu, dass man länger weg ist, als man eigentlich muss. Das macht aber gar nichts, denn dafür ist das Team rund um Lea und Aurelio immer am Tisch, wenn man sie braucht. Oder einen wirklich guten Pisco Sour (10 Euro). Oder ein Tiger-Beer (4,50 Euro). Apropos Tiger: Gut essen kann man im Tigre nicht. Das geht nur sehr gut! Mein Tipp: ganz egal, was bestellt wird, Anden Potatoes (7 Euro) immer dazu! Wer keinen scharfen Dip mag, macht’s wie ein Profi und fragt nach Ketchup (Extrawünsche stehen im Tigre zwar nicht auf der Karte, aber offensichtlich auf den Lippen der Gäste, um sie ablesen zu können). Zu den Kartoffeln passt dann zum Beispiel der Salmon Nikkei (14 Euro) hervorragend. Genauso wie der Cachete Taco (12 Euro). Oder der Rest der sprichwörtlich sehr ansehnlichen Speisekarte (klitzekleines Manko: nur digital). Wichtig zu wissen ist vielleicht, dass im Tigre zwar alles lecker und alles bunt ist. Aber es ist auch fast alles scharf und fast alles mit Koriander. Aber wenn sich Letzteres mit bestimmten Regionen des Körpers nicht so ganz verträgt, wird alles möglich gemacht, dass es das tut. Pro-Tipp II: Zur Not tun es ein paar Tigre-Bier und den echten Härtefällen sei zur Schärfewiedergutmachung etwas Süß-Versöhnliches empfohlen: der Cheesecake (8,50 Euro), meine Fresse ist der lecker! Auf der Rechnung steht übrigens ein mehr als faires Preis-Leistungs-Tiptop-Gastro-Erlebnis-Verhältnis und die Erkenntnis: Egal für wen, egal für was – das Tigre ist eine tierisch gute Adresse. Roaaarrrrrr! 

VIP-TESTER SEBASTIAN E. MERGET