Die beiden Gastgeber empfangen uns herzlich, die neue Souterrain-Tapas-Bar in Eppendorf wirkt aufgeräumt und modern. Freundliches Aquarell-Blau, eine rostrote Ziegelwand und Bilder der Hamburger Künstlerin Alessa Dostal schmücken den Raum. Beim Studium der Speisekarte zum eher süßen Caleo Spritz (12,50 Euro) mit mallorquinischem Orangenlikör und einem italienischen Negroni Spagliata (12 Euro) mit zu viel Eiswürfeln, gerät der Abend ins Stocken. Wir lesen lang und staunen. Neben klassisch spanischen Tapas finden sich auf der Speisekarte auch Positionen wie ein Schweizer Käsefondue, südamerikanische Arepas und Königsberger Klopse. Auch die Weinkarte bietet ein fröhliches Durcheinander an Weinen aus Deutschland, den USA und Italien und Frankreich. Etwas ratlos fragen wir nach und ja, das ist hier das Konzept: Tapas international! Zum Teilen und Entdecken. In diesen für die Gastronomie oft herausfordernden Zeiten, mahnen nicht wenige Gastroberater:innen zur unbedingten Schärfung des Profils. Und das bedeutet hier: ein Kessel Buntes ohne Grenzen, zwischen Labskaus (ja, wirklich), Trüffel-Ravioli und Shakshuka. Wir starten klassisch mit cremig-köstlichen Croquetas de pescador (7,50 Euro). Die Spinat-Kroketten (7,50 Euro) sind dagegen etwas dröge, hier hilft die formidable „Caleo Sauce“ (4 Euro), ein frischer Dip aus Koriander und grüner Paprika mit Limette, pointiert geschärft. Die mageren Scampi al forno (11,50 Euro) sind wenig fleischig und im heißen Öl nochmals zusammengeschnurrt, das geht besser. Grandios dagegen die weichen Mais-Arepas mit schmelziger Käsefüllung (8,50 Euro). Die würzig gebratenen Sepia mit Minz-Limetten-Mayonnaise machen Freude zum 2023 Riesling der Weinerei Hansen aus der Pfalz (0,2 l 10,50 Euro). In der zweiten Runde wollen wir es dann wissen. Wir bestellen Königsberger Klopse (11 Euro) und eine Portion Carne Mechada mit Mojito (12,50 Euro), einen Schweinebraten nach Familienrezept der kubanischen Köchin des Caleo. Dazwischen liegen auch kochtechnisch Welten und die Chancen sind groß, am einen oder anderen zu scheitern. Doch das butterzarte, leicht gezupfte Fleisch mit Zwiebeln und Bohnen mit Reis ist klasse! Soweit das Heim(at)spiel. Und dann staunen wir wieder: Die wolkenweichen Königsberger Klopse in samtiger Kapernsoße sind ebenfalls in Perfektion gelungen. Insgesamt ließe sich hier und da noch an Details feilen, doch das Caleo überzeugt schon jetzt, zweieinhalb Monate nach Eröffnung, mit einem durchaus gewagten „Einmal alles“-Konzept, das eingelöst wird.
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Kolumnen
Essen gehen! – mit Stevan Paul
Einmal alles
Im neuen Tapas-Bistro Caleo am Lehmweg ist „Einmal alles“ das Konzept. Zwischen Käsefondue und kubanischem Schweinebraten fragten wir uns, ob das gut gehen kann

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