Elisabeth Füngers, du und dein Team haben 2024 den Genuss-Michel für das Restaurant des Jahres gewonnen. Wie erging es euch in der ersten Zeit nach dem Gewinn?
Elisabeth Füngers: Wir konnten es erst so gar nicht richtig glauben. Natürlich waren wir ganz happy und stolz, aber auch ein bisschen sprachlos. Wir haben von den Gästen unglaublich viel Resonanz bekommen – meist positiv. Es gibt viele Sorten von Gästen. Die meisten waren uns wohlgesonnen, vor allem unsere Stammgäste. Aber es gab auch sehr kritische Gäste, die mit spitzem Unterton sagten: „Schauen wir doch mal, ob das so stimmt.“ Die Gastschaft will das bewiesen haben. Das war ein toller Ansporn, noch mehr Abwechslung zu bieten und noch kreativer zu sein. Man wird wirklich gefordert. Die Mannschaft und ich haben das positiv empfunden.
Wie war es mit den Genuss-Michel-Gewinnern beim ChampionsDinner gemeinsam am Herd zu stehen? Kamt ihr euch in die Quere oder habt ihr euch gut ergänzt?
Es war eine ganz tolle Veranstaltung! Mit allen gemeinsam am Herd zu stehen und vor allem, alle mal kennenzulernen, also persönlich. Es war durch und durch kollegial!
Spielte bei der Konzeption eures Gerichts ein gewisser Konkurrenzgedanke mit oder Sorge, dass die anderen Gänge besser ankommen?
Kein Neid, kein komischer Blick, alles fein.
Was war euer persönliches Highlight des Abends?
Ganz ehrlich: der ganze Abend war ein Highlight.
Hat sich seitdem der Restaurant-Alltag verändert? Gab es mehr Reservierungen oder auch ein neues Klientel?
Es gab mehr Reservierungen. Aber auch die Verlässlichkeit ist größer – es gab viel weniger No-Shows. Bei den Gästen, die schon eine ganze Weile nicht da waren, sind wir wieder ins Gedächtnis gerückt. Wir haben da zwei Ehepaare, die nach langer Zeit wieder vorbeigekommen sind und ihre Kinder mitgebracht haben – die haben hier gelernt, Austern zu essen. Auch kommen viele Gäste aus anderen Städten zu uns, auch viele aus Skandinavien.
Hat sich die Dynamik im Team durch die Auszeichnung verändert?
Medaillen verblassen nach einer Weile. Aber dadurch, dass wir jeden Tag an unserem Preis vorbeilaufen, der in unserer Vitrine steht, wird die Erinnerung daran ständig aufgefrischt. Jeder im Team ist sehr stolz darauf, jeder hier hat dazu beigetragen.


Hatte der Gewinn Einfluss auf die Speisekarte? Wart ihr mutiger, neue Gerichte oder Konzepte auszuprobieren oder eher darin bestärkt, eurer Linie treu zu bleiben?
Wir waren eher bestärkt in unserem Konzept. Eine gute Routine ist das Beste, was man haben kann. Routine gibt Flow und Sicherheit. Aber wir würden in Zukunft gerne noch mehr fleisch- und fischloser kochen, als wir es sowieso schon tun. Die Hälfte unserer Mannschaft lebt vegan oder vegetarisch. Und so eine Gemüsejus ist mindestens genau so anspruchsvoll wie eine Fleischbrühe. Es ist einfach toll, was man da geschmacklich herausholen kann. Das können wir ganz gut und würden das gerne noch weiter ausbauen.
Wenn du auf das letzte Jahr zurückblickst: Was war die größte positive Veränderung für das Nil durch den Gewinn des Genuss-Michel-Preises?
Der Preis hat uns mehr Selbstvertrauen gegeben. Wir sind selbstsicherer geworden. Der Preis hat uns spürbar nach vorne gebracht.
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