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Z’amme

Roboter kocht in Barmbek

Barmbek hat mit Z’amme ein innovatives Gastro-Konzept dazugewonnen. Hier gibt es traditionelle süddeutsche und Tiroler Küche, zubereitet von einem Roboter namens Achim

21. Mai 2025 von Johanna Zobel

Bei Z’amme kocht ein Roboter Spätzle, Königsberger Klopse und Kaiserschmarrn / ©Johanna Zobel
Bei Z’amme kocht ein Roboter Spätzle, Königsberger Klopse und Kaiserschmarrn / ©Johanna Zobel

Achim ist die Art Mitarbeiter, wie ihn sich wohl jedes Unternehmen wünscht: Er braucht keine Pausen, keinen Urlaub und arbeitet rund um die Uhr. Er kocht bis zu acht Gerichte parallel – und das in nur vier Minuten. Mit nur einem Arm schwingt er dunkle Töpfe hin und her, füllt sie mit Zutaten und stellt sie auf die Kochfelder. Achim ist ein Kochroboter des Hamburger Start-ups GoodBytz. In Barmbek kocht der Roboter seit April bei Z’amme deftige Speisen aus Süddeutschland. Seinen Namen haben ihm seine Chefs Jan Berlemann und Lars Bäumer verpasst. Der futuristische Koch sollte so traditionell klingen wie das Essen.

Berlemann und Bäumer lernten sich im vergangenen Jahr bei einem Event im foodlab in der HafenCity kennen. Berlemann bringt Erfahrungen aus der Systemgastronomie mit, Bäumer gründete 2019 das Unternehmen Frisch Gefischt. Beide kennen die Herstellerfirma GoodBytz. „Bisher haben sie ihren Roboter vor allem in Betriebskantinen eingesetzt. Wir finden die Idee spannend, diesen im Liefergeschäft zu testen“, sagt Berlemann. „Das ist ein Pionier-Vorhaben“, sagt Bäumer.

Die süddeutschen und Tiroler Gerichte bei Z’amme gibt es ausschließlich geliefert über Uber Eats, Wolt und Lieferando und für Selbstabholer. Es gibt zudem einen eigenen, übersichtlichen Webshop. Der Start mache den beiden Hoffnung. Die Gerichte würden gut angenommen. Renner seien Königsberger Klopse, Kaiserschmarrn, Spätzle und Pulled Gulasch. „Unsere Vermutung ist, dass wir mit unserem Angebot eine Lücke schließen. Wir bieten Essen, das man sich zu Hause vielleicht nicht mehr kocht“, sagt Bäumer.

Der Kochroboter ist für das Duo eine Antwort auf die aktuell angespannte Lage in der Gastronomie. Es sei schwer geworden, preislich erschwingliches Essen anzubieten. „Unsere These ist: Wenn uns ein Roboter unterstützt, können wir noch mal anders auf die derzeitigen Herausforderungen antworten. Wir sehen den Roboter dabei aber nicht als Ersatz für menschliche Arbeit, sondern als Ergänzung“, sagt Berlemann. Die Gerichte bei Z’amme kosten zwischen 8,90 Euro und 15,90 Euro und sind aktuell alle vegetarisch oder vegan. Die Rezepte für den Roboter wurden von Köchen entworfen. „Ich sehe da eine gewisse Analogie zu generellen KI-Tools. So gut wie der Prompt ist, ist auch die Antwort. So ist es bei den Rezepten und Gerichten auch“, sagt Bäumer. „Dadurch, dass die Rezepte programmiert sind, macht er keinen Fehler“, sagt Berlemann. Auch wenn er bis zu 120 Gerichte in der Stunde zubereiten kann, benötigt Achim an der einen oder anderen Stelle Unterstützung: Bäumer und Berlemann füllen den Roboter jeden Morgen mit frischen Zutaten auf, spülen die Schüsseln, verfeinern die Gerichte und verpacken sie.

Besucher, die das Geschäft am Holsteinischer Kamp 24 besuchen, können Achim durch eine Glasscheibe dabei zuschauen, wie er Kaiserschmarrn und Co. in den rotierenden Töpfen zubereitet. „Die Leute, die hier vor Ort vorbeischauen, sind durchweg positiv gestimmt. Da ist viel Neugier, Offenheit, Verständnis“, freut sich Berlemann. Auch wenn Bäumer zugibt, anfangs selbst skeptisch gewesen zu sein: „Bevor ich das erste Mal das Essen probiert hatte, dachte ich, es sei unemotional, nur technisch. Aber als ich es dann probiert habe, war ich wirklich beeindruckt.“ Berlemann behauptet sogar, das Essen vom Roboter oder Menschen in einigen Fällen nicht mehr unterscheiden zu können: „Dieser Roboter kocht wie ein Koch. Er nimmt die gleichen Schritte, die gleichen Zutaten.“

Ab dem 2. Juni bekommt Achim Unterstützung: Dann produziert ein zweiter Roboter am gleichen Standort kalte Speisen wie Bowls und Salate. Künftig wollen Bäumer und Berlemann mehr Entscheidungsfreiheit anbieten. Dann sollen neben Zutaten auch der Proteinanteil individuell bestimmt werden können. Doch der entscheidende Punkt sei: „Am Ende zählt, wie wir über das Essen punkten“, sagt Bäumer.

Die Geschäftsführer Jan Berlemann  und Lars Bäumer packen selbst mit an / ©Johanna Zobel
Die Geschäftsführer Jan Berlemann  und Lars Bäumer packen selbst mit an / ©Johanna Zobel
Futuristische Technik, traditioneller Name: Anders als die Roboter-Leinwand-Ikonen „HAL 9000“ oder „R2-D2“ heißt der Roboter bei Z’amme Achim / ©Johanna Zobel
Futuristische Technik, traditioneller Name: Anders als die Roboter-Leinwand-Ikonen „HAL 9000“ oder „R2-D2“ heißt der Roboter bei Z’amme Achim / ©Johanna Zobel
Mit einem Arm kann der Roboter bis zu 120 Gerichte in der Stunde zubereiten / ©Johanna Zobel
Mit einem Arm kann der Roboter bis zu 120 Gerichte in der Stunde zubereiten / ©Johanna Zobel
Die acht Kochfelder können Gäste durch eine Glasscheibe beobachten / ©Johanna Zobel
Die acht Kochfelder können Gäste durch eine Glasscheibe beobachten / ©Johanna Zobel
Unscheinbar von außen: Z’amme in Barmbek / ©Johanna Zobel
Unscheinbar von außen: Z’amme in Barmbek / ©Johanna Zobel
Ein Bildschirm erklärt den Bestellvorgang, an den weißen Türen entnimmt man das Essen / ©Johanna Zobel
Ein Bildschirm erklärt den Bestellvorgang, an den weißen Türen entnimmt man das Essen / ©Johanna Zobel
Die finalen Schritte werden von Menschenhand erledigt / ©Johanna Zobel
Die finalen Schritte werden von Menschenhand erledigt / ©Johanna Zobel

Adresse

Z'amme
Holsteinischer Kamp 24
Barmbek-Süd
22081 Hamburg

Öffnungszeiten

Mo:
geschlossen
Di:
16 - 21.30 Uhr
Mi:
17 - 21.30 Uhr
Do:
16 - 21.30 Uhr
Fr:
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Sa:
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So:
17 - 21.30 Uhr
Portrait von Johanna Zobel

Johanna Zobel ist immer für ein ausgiebiges Abendessen mit Freunden in gemütlichen Restaurants zu haben. Ein perfekter Abend endet für sie mit einem Absacker in einer typischen Hamburger Eckkneipe.