Die Terrasse liegt da wie ein Versprechen. Sand vor Augen, die Elbe glitzert, drüben drehen die großen Pötte gemächlich ihre Runden. Während der Hafen nie schläft, fühlt sich dieser Ort an wie eine kleine Pause von der lauten Stadt. Hier, in Övelgönne, hat Niklas Koehle mit dem Illeta Mallorquí ein Restaurant geschaffen, das weniger nach Konzept und mehr nach Gefühl klingt. „Wir standen hier im Sommer auf der Terrasse und haben uns gefragt, was eigentlich fehlt“, erzählt Koehle, Betriebsleiter, gelernter Koch und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schneider Kopf des Projekts. Um sie herum hanseatische Klassiker, Labskaus, Pannfisch, vertraute Aromen. „Und wir dachten: Irgendwie fehlt hier Mittelmeerküche. Aber wir wollten nicht den nächsten Italiener aufmachen.“

Die Idee kommt aus dem Urlaub, aus dem Kopf und aus dem Herzen. Mallorca spielt dabei die Hauptrolle, genauer gesagt ein ganz bestimmter Ort: das Restaurante Illeta. Auf einem Felsen im Meer vor dem mallorquinischen Camp de Mar ist das Restaurant nur über einen Steg erreichbar, türkisfarbenes Wasser rundherum und Kulisse für Filme und Serien, unter anderem für die Netflix-Serie White Lines. „Einfach wunderschön“, schwärmt Koehle sehnsuchtsvoll. Der Name Illeta bedeutet kleine Insel und genau dieses Gefühl will er an den Elbstrand holen. Kein plattes Kopieren, sondern eine Übersetzung. „Das Restaurant auf Mallorca war eine Inspirationsquelle. Die Küche ist dort anders, aber der Ort, die Atmosphäre, das hat uns geprägt.“
Eine der schönsten Terrassen an der Elbe
Koehle kommt nicht aus dem klassischen Gastro-Märchenbuch. Er studiert erst Betriebswirtschaft, steigt mit 26 in die Küche ein, lernt in Düsseldorf, arbeitet später im Grünen Bunker an der Feldstraße. Die Selbstständigkeit ist immer Plan A. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt er und lacht. Als das ehemalige Süßwasser-Restaurant nach einer Insolvenz neu ausgeschrieben wird, reagieren er und seine Partnerin schnell. „Wir hatten es einfach auf gut Glück versucht – und zum Glück hat unser mallorquinisches Konzept Anklang gefunden.“
Der Standort ist für ihn mehr als nur schön. „Das ist wahrscheinlich eine der schönsten Terrassen an der Elbe“, sagt er. Der Blick auf den Hafen, beeindruckende Kreuzfahrtschiffe und der Wendehammer für die dicken Pötte direkt vor der Nase – das alles gibt dem Ort eine eigene Dramaturgie. Kulinarisch setzt das Illeta Mallorquí auf mallorquinische Küche mit Fokus auf Fisch und Meeresfrüchte. Doch was unterscheidet die mallorquinische Küche von der spanischen? „Mallorca hat ein eigenes Klima, eigene Produkte, andere Einflüsse über Jahrhunderte. Das schmeckt man.“ Natürlich gebe es Überschneidungen mit der baskischen und andalusischen Küche, erklärt Koehle, „aber uns war wichtig, dass wir typische Gerichte wie Mallorquinisches Frito oder den Mandelkuchen Gató anbieten.“ Der Fokus liege auf Fisch und Fisch-Tapas.
Ein gemütliches Nachbarschaftsrestaurant
Konzepttreue ist Koehle wichtig, fast schon eine Haltung. „Alle Weine, alle Spirituosen sind von der Insel“, sagt er. Kräuterliköre, Weine, Feinkost – Mallorca zieht sich konsequent durch. Nur beim Cava wird ein Auge zugedrückt – der spanische Schaumwein kommt aus Katalonien. Das Illeta Mallorquí soll ein gemütliches und bezahlbares Nachbarschaftsrestaurant sein. Offen, nicht abgehoben, irgendwo zwischen Strandperle und feinerem Elbblick. Für die gemütliche Einrichtung im denkmalgeschützten Gebäude ist Koehle selbst verantwortlich, draußen übernimmt die Lage den Rest. Am Ende geht es um dieses eine Gefühl: kurz weg sein, ohne wegzufahren. Mallorca an der Elbe – immer mit ein bisschen Fernweh im Glas.

