Vor zwei Jahren starteten Quynh Chi und Lev Zubkov den Umbau des traditionell vietnamesischen Restaurants Quan Do zum „jüngeren, modernen“ QD und ahnten damals nicht, welche Hürden noch auf sie zukommen würden. Eigentlich wollte das junge Ehepaar im Herbst 2023 mit dem ersten eigenen Restaurant durchstarten. Doch auf der Baustelle lief wenig nach Plan: Lieferverzögerungen, Ärger mit Handwerksfirmen, fehlende Anschlüsse. Eine finanzielle und mentale Zerreißprobe, die beide an ihre Grenzen brachte – und gleichzeitig zur Chance wurde. Denn während der Umbau stockte, folgte eine lehrreiche Reise voller Umwege und Bewährungsproben: Statt Stillstand betrieben die beiden zwei Pop-ups, aus denen sich letztendlich das Konzept und das Team des langersehnten QD formten. Seit dem 15. April 2025 erstrahlt das vietnamesische Lokal in neuem Look und mit neuer Speisekarte: moderner, internationaler, mutiger.
Im foodlab konnte ich das erste Mal so richtig greifen, was eigentlich das Konzept vom QD ist
Quynh Chi Zubkov
Vom Familienbetrieb über Pop-ups zum eigenen Restaurant: Quan Do wird zum QD
Die gastronomische Reise von Quynh Chi Zubkov beginnt früh – mit 21 eröffnet sie gemeinsam mit ihren Eltern 2010 das traditionelle Quan Do am Georgsplatz. „Ich wollte eigentlich meinen eigenen Weg gehen. Die Aufgabe wurde mir eher zugeteilt und ich musste meine Eltern unterstützen“, erzählt sie. Statt wie geplant Asia-Imbiss-Gerichte anzubieten, überzeugt sie ihre Eltern auf authentische vietnamesische Küche zu setzen. „Mein Vater hatte Angst, dass die vietnamesische Küche niemals in Hamburg ankommen wird. Das gab es damals noch nicht“, erzählt die Gastronomin. Doch die Pho wird zum Verkaufsschlager und das Quan Do eine beliebte Adresse für traditionell vietnamesische Küche. Später kommt ein weiterer Standort in der Gertigstraße hinzu, der nun zum QD umgewandelt wurde. „Das Quan Do besteht seit 15 Jahren und bietet keinen Raum für Veränderungen. Wir wollten etwas Eigenes und Neues erschaffen. Es war für uns an der Zeit weiterzugehen“, so die 35-Jährige.
Der Umbau stockt, die Eröffnung verschiebt sich auf ungewisse Zeit – doch für die Zubkovs kein Grund untätig zu bleiben: Während die Baustelle still steht, eröffnet sich im Herbst 2024 kurzfristig ein dreiwöchiger Slot im foodlab – Hamburgs Spielwiese für kulinarische Konzepte und gastronomische Probeläufe. Was als Lückenfüller gedacht war, wird zum entscheidenden Meilenstein. Erst hier entsteht ein stimmiges Konzept und ein eingespieltes Team: „Ich hatte lange nur ein Gefühl, in welche Richtung es gehen soll. Im foodlab konnte ich das erste Mal so richtig greifen, was eigentlich das Konzept vom QD ist“, sagt die Inhaberin. Das Pop-up wird ein Erfolg: 524 ausgefüllte Feedbackbögen liefern wichtige Erkenntnisse und verfeinern die Vision für das QD. Statt klassisch-vietnamesischer Küche wie im Quan Do, begeistern Pho Dumplings oder das Burned Pineapple Sorbet.
Wir haben die Pop-ups genutzt, um in kürzester Zeit extrem viel Feedback zu sammeln
Lev Zubkov
Die nächste Zwischenstation: Das Gâto, ein zweites Pop-up im Alstertal-Einkaufszentrum, das bis Ende Februar 2025 französische Patisserie wie das „Tropical Pastry“ mit Kokosmousse und Mango-Maracuja-Gelee anbietet. „Ich habe in Paris eine Pâtisserie-Ausbildung gemacht und wollte das unbedingt integrieren“, erklärt Quynh Chi Zubkov. Daneben gibt es täglich wechselnde Hausmannskost mit vietnamesischem Touch und kreative Bánh mì’s . „Aus der Not heraus sind ganz viele Ideen entstanden, die wir sonst nie gehabt hätten, sagt sie rückblickend. Lev Zubkov ergänzt: „Wir haben die Pop-ups genutzt, um in kürzester Zeit extrem viel Feedback zu sammeln, die Gerichte zu überarbeiten und uns weiterzuentwickeln. Und in dieser Zeit hat die Qualität am gesamten Konzept extrem zugenommen.“



Ein neuer Anfang: QD in Winterhude eröffnet mit gestandenem Konzept
Heute ist die studierte Innenarchitektin eine gestandene Gastronomin und Köchin mit eigener Handschrift. Lev Zubkov, der damals im Quan Do aushalf und eigentlich als Musikproduzent durchstarten wollte, ist der ruhige Gegenpol zur energiegeladenen jungen Frau. „Chi hat so einen positiven Wahnsinn – sie ist wie getrieben, wenn sie eine Idee hat. Ich bin derjenige, der alles einordnet und dafür sorgt, dass es klappt“, erzählt der ebenfalls 35-Jährige. Kennengelernt haben sie sich in der Schule, wurden Freunde, Jahre später ein Paar. Heute sind sie verheiratet, Eltern und ein eingespieltes Gastro-Team. „Sie war meine beste Freundin und mein liebster Mensch in dieser ganzen Klasse“, erinnert sich der junge Vater. „Ohne Lev würde das alles nicht funktionieren“, fährt Quynh Chi Zubkov fort und betont, dass sie alle Entscheidungen gemeinsam treffen: „Wenn wir beide ,Ja‘ sagen, dann ist es für uns ein ,100 Prozent‘.“
Wir wollen zeigen, dass vietnamesische Küche so viel mehr sein kann als nur Pho und Bun Bo
Quynh Chi Zubkov
Jetzt, nach über zwei Jahren Planung, Umbau, Krisen und Kreativphasen, ist das QD endlich eröffnet. Der Gastraum wirkt hell und klar, Betonboden und weiße Leuchten treffen auf warmes Holz. Die beliebten Klassiker wie den karamellisierten Schweinebauch oder das Hainan Chicken gibt es weiterhin. Hinzu kommen Eigenkreationen der Gastronomin, die das Kochen von ihrer Mutter und in Eigenregie gelernt hat. Das „Soft Reopening Menü“ bietet Gerichte wie Banh Tom bestehend aus Süßkartoffel-Garnelen-Puffer, Salat und Chili-Mayo, eine Pho QD mit Ochsenschwanz oder eine Che Dessertsuppe an. „Wir wollen zeigen, dass vietnamesische Küche so viel mehr sein kann als nur Pho und Bun Bo“ ,erklärt Zubkov.
Mit dem QD erfüllen sich die beiden einen Traum – doch es ist ein Traum, der erst über Umwege konkret und greifbar wurde. „Wir konnten alles viel mehr ausfeilen, haben tolle Mitarbeitende gefunden, die Speisekarte immer weiter verbessert. Im QD kommt alles zusammen“, fasst Quynh Chi Zubkov zusammen. Für das Gastro-Paar ist klar: Die vielen Stolpersteine waren kein Zufall. „Es musste so kommen. Am Ende ist alles genau zur richtigen Zeit passiert.“
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