5 Minuten Lesedauer / News

Guide Michelin

Neue Sterne für Hamburg: Das sagen die Gastronomen

Am 17. Juni zeichnete der Guide Michelin Deutschlands beste Restaurants mit Sternen aus. Hamburgs Gastro-Szene hatte allen Grund zu feiern, denn 16 Restaurants haben einen oder mehrere Sterne bekommen. Mit dabei: ein neues Dreisternerestaurant, drei neue Einsternerestaurants und ein neuer Grüner Stern. Wir haben bei den Gastronomen nachgefragt, was die Auszeichnung bedeutet

20. Juni 2025 von Alice von der Laden

Guide Michelin: 2025 wurden 16 Hamburger Restaurants mit den renommierten Sternen ausgezeichnet / ©Guide Michelin 
Guide Michelin: 2025 wurden 16 Hamburger Restaurants mit den renommierten Sternen ausgezeichnet / ©Guide Michelin 

Als Christoph Rüffer am Mittwoch am Hotel Vier Jahreszeiten ankommt, wartet ein Großteil der Belegschaft mit Luftballons und Lametta auf den Küchenchef. Zu Recht: Rüffer und sein Haerlin-Team wurden am Abend zuvor vom Guide Michelin mit drei Sternen ausgezeichnet – die höchste Auszeichnung, die es weltweit in der Branche gibt. Damit zählt das Haerlin nun zu einem von nur zwölf Dreisternerestaurants deutschlandweit. Für Rüffer, der seit über 20 Jahren Küchenchef des Haerlin ist, geht mit der Ehrung ein Lebenstraum in Erfüllung: „Ich habe in den vergangenen Jahren gemeinsam mit meiner rechten Hand Tobias Günther und unserem Team sehr hart daran gearbeitet und uns jeden Tag neu herausgefordert. Solch eine Ehrung ist der Lohn für viele Stunden hinter dem Herd, auf dem Gemüsefeld, in der Auseinandersetzung mit neuen Produkten und sicherlich auch für die eine oder andere schlaflose Nacht.“ 

Drei neue Sternerestaurants in Rothenburgsort, Winterhude und Eimsbüttel

Schlaflose Nächte haben auch Thomas A. Imbusch und Sophie Lehmann. Das Gastronomenpaar ist ebenfalls für die Verleihung des Guide Michelin nach Frankfurt gereist. Mit dabei: die Tochter im Säuglingsalter. Das 100/200 Kitchen wurde erneut mit zwei Sternen sowie einem Grünen Stern für Nachhaltigkeit ausgezeichnet – für den Erhalt von Sternen gibt es aber keine Einladung. Zur Gala des Guide Michelin werden nur die Leute eingeladen, die neu ausgezeichnet werden. Imbusch und Lehmann konnten daher bereits ahnen, dass in diesem Jahr auch ihr zweites Restaurant Glorie in die Liste der besten Restaurants aufgenommen wird. Und so war es: Das Glorie wurde mit einem Stern ausgezeichnet. Einzigartig: Weltweit ist es das erste Mal, dass ein Küchenchef an einem Ort für zwei Restaurants mit zusammen drei Michelin-Sternen und zwei Grünen Sternen ausgezeichnet wird. 

Vulkanausbruch an Emotionen

Joshua Stagraczynski, Inhaber Koer

In die Riege der besten Restaurants Deutschlands aufgestiegen ist das Koer in Winterhude. Inhaber Paul Decker und Joshua Stagraczynski haben einen rasanten Aufstieg hingelegt: Im Herbst 2023 haben sie ihr Restaurant eröffnet, ein Jahr später werden sie Newcomer des Jahres und just haben sie den Stern des Guide Michelin erhalten. „Paul und das Koer auf dieser Leinwand zu lesen, der Vulkanausbruch an Emotionen – das kann man nicht beschreiben“, schwärmt Stagraczynski vom Abend der Verleihung in Frankfurt. Im Interview verraten die beiden jungen Gastronomen, was der Stern für sie bedeutet und wie sie darauf hingearbeitet haben. 

Joshua Stagraczynski und Paul Decker bringen einen Stern des Guide Michelin nach Winterhude / ©Alina Fedorova
Joshua Stagraczynski und Paul Decker bringen einen Stern des Guide Michelin nach Winterhude / ©Alina Fedorova
Mit regionaler und vegetarischer Küche hat es Marcel Görke in die Riege der besten Restaurants geschafft / ©Marc Sill 
Mit regionaler und vegetarischer Küche hat es Marcel Görke in die Riege der besten Restaurants geschafft / ©Marc Sill 
Einzigartig: Thomas A. Imbusch und Sophie Lehmann haben für ihre zwei Restaurants an einem Ort zusammen drei Michelin-Sterne und zwei Grüne Sternen erhalten / ©René Flindt 
Einzigartig: Thomas A. Imbusch und Sophie Lehmann haben für ihre zwei Restaurants an einem Ort zusammen drei Michelin-Sterne und zwei Grüne Sternen erhalten / ©René Flindt 

Auch neu dabei: das Heimatjuwel in Eimsbüttel. Für Inhaber Marcel Görke bedeutet der Stern eine riesige Wertschätzung für seine Arbeit. Bereits seit 2016 kocht er nachhaltige, regionale und überwiegend vegetarische Küche. Dass der Guide Michelin ihn gleich doppelt – ein Grüner und ein roter Stern – auszeichnet, bestätigt den Ausnahmekoch in seinem Tun: „Es ist für mich eine riesige Wertschätzung für unsere Arbeit, unsere Philosophie und das, was wir täglich tun“, sagt Görke. „Unser Ziel ist es, dass wir glückliche Gäste haben und diese so oft wie möglich wieder kommen. Dabei haben wir nie den Anspruch an qualitativen, hochwertigen Speisen und Service vergessen.“

Der Grüne Stern

Der Guide Michelin verleiht nicht nur Sterne für herausragende Küchenleistung, sondern seit 2020 auch Grüne Sterne. Diese zeichnen Restaurants aus, die Nachhaltigkeit ganzheitlich leben – durch umweltfreundliche Betriebsführung, bewusste Beschaffung, Transparenz und soziales Verantwortungsbewusstsein. Das Klinker darf sich seit Dienstag über die Auszeichnung freuen. Aaron Levi Hasenpusch, Mitinhaber des Klinker, freut sich für das ganze Team: „Der Grüne Stern ist die Auszeichnung, die am besten zu uns passt, daher kann ich schon sagen, dass wir stolz sind.“

Der Grüne Stern ist die Auszeichnung, die am besten zu uns passt.

Aaron Levi Hasenpusch

Seit rund sechs Jahren gibt es das Restaurant an der Hoheluftchaussee, jährlich versuchen Hasenpusch und sein Partner Marianus von Hörsten und Küchenchef Lennard Hoffmann noch nachhaltiger, saisonaler und regionaler zu arbeiten. „Wir verändern uns langsam, sind vielleicht etwas filigraner und erwachsener geworden, haben uns der Fermentation angenommen und schaffen Grundnahrungsmittel und Techniken aus der gehobenen Gastro“, erzählt Hasenpusch. Dennoch: „Wir haben die Auszeichnung nicht forciert“, erklärt der Gastronom.

Doch als Anfang des Jahres die Info kommt, dass das Klinker vom Guide Michelin getestet wurde, reift die Idee von einem Stern. Dass nun ein Grüner Stern über dem Klinker strahlt, freut Hasenpusch und Co., doch verändern wollen sie sich nicht: „Die Anerkennung schafft Motivation, aber unser Grundgedanke ist immer noch, dass wir ein Nachbarschaftsrestaurant sind.“ Auch in Zukunft will das Klinker-Team ein Ort für nachhaltige Küche sein. Ein Ort, an dem Genussmenschen zusammenkommen, ob auf ein Glas Wein und ein kleines Gericht zum Teilen oder ein ganzes Menü. Wenn der Grüne Stern mehr Menschen nach Hoheluft lockt, sei es gut, so Hasenpusch. Vielleicht mehr Menschen, die wirklich verstehen, wie nachhaltige Küche funktioniert. „Wenn man in den Olymp aufsteigt, überlegt man schon, wie man auch an einen roten Stern kommt“, verrät Aaron Levi Hasenpusch. Wer weiß, vielleicht gibt es 2026 nicht nur den Grünen Stern für das Klinker. 

Stern verloren?

Anders sieht es bei Sebastian Junge aus. Der Inhaber und Küchenchef des Wolfs Junge hat in den vergangenen Jahren radikal regional gekocht und mit seiner Bio-Küche mehrere Jahre in Folge den Stern für Nachhaltigkeit bekommen – bis jetzt. In der Saison 2025 steht es weder in der Liste der Restaurants mit Grünem Stern, noch auf der Seite des Guide Michelin überhaupt. Auf unsere Nachfrage reagiert das Unternehmen nur mit Verweis auf die allgemeinen FAQs. 

Sebastian Junge kocht radikal regional. Seit diesem Jahr wird er allerdings nicht mehr vom Guide Michelin gelistet / ©Julia Schumacher
Sebastian Junge kocht radikal regional. Seit diesem Jahr wird er allerdings nicht mehr vom Guide Michelin gelistet / ©Julia Schumacher

Avatar-Foto

Von einfacher Currywurst bis detailverliebtes Sushi, Alice von der Laden liebt die kulinarische Auswahl Hamburgs. Wenn sie sich nicht gerade durch die Gastro-Perlen der Stadt schlemmt, trinkt sie Astra in ihrer Stammkneipe.